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Literaturgeschichte. Lyrik in Epochen
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Lyrik des Barock
Die Lyrik lässt sich in die geistliche Lyrik (Kirchenlieder) und die weltliche Lyrik einteilen. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich strenge Formen wie das Sonett im Alexandriner-Vers. Diese Gedichtform entspricht der zeitgenössischen Vorstellung von künstlerischer Ästhetik und Schönheit. In zahlreichen Sonetten begegnet das Prinzip der Antithetik, die den Widerspruch zwischen Lebenshunger auf der einen und Vergänglichkeit des menschlichen Daseins auf der anderen Seite veranschaulicht. Neben dem Sonett sind auch Lehrgedichte, Epigramme und Figurengedichte vertreten.
In der Regel sind Gedichte des Barock Auftragsdichtungen, die zu besonderen Anlässen verfasst werden, etwa zu Geburtstagen, Hochzeiten, Beerdigungen oder zu besonderen Anlässen des öffentlichen Lebens wie Ratswahlen.
Lyrik der Aufklärung
Die Lyrik der Aufklärung zeichnet sich formal durch ein großes Spektrum aus.
Die Gedankenlyrik vermittelt im Rahmen allgemeiner Naturbetrachtungen allgemeine philosophische Anschauungen. Das Lehrgedicht veranschaulicht aufklärerisches Gedankengut, Oden und Hymnen preisen das religiöse Erleben in aufgeklärtem Sinn.
Lyrik des Sturm und Drang
In der Erlebnislyrik hat der Ausdruck von Gefühlen Vorrang. Folgerichtig verlieren auch Oden und Hymnen ihren rationalen und moralisierenden Charakter und dienen nun dem Ausdruck von Gefühlen. Da die Stürmer und Dränger starre Dichtungsregeln und abstrakte Überlegungen ablehnen, missachten sie konsequenterweise auch die strenge Formkunst des Barock und der Aufklärung. An ihre Stelle treten freie Metrik, freie Verse, freie Rhythmen. Die Erlebnislyrik strebt den Ausdruck eines intensiven, persönlichen Erlebens an (das man gleichwohl nicht umstandslos mit den tatsächlichen, biographischen Erfahrungen des Dichters gleichsetzen darf). Oft zeigt die Lyrik auch eine Nähe zum Volkslied oder fasst ein pantheistisch geprägtes Naturgefühl in Sprache (Pantheismus: Vorstellung, dass Gott und Natur eins sind). Viele Gedichte weisen eine sozialkritische Tendenz auf. Prototypisch sind Johann Wolfgang Goethes Prometheus (1774) und Gottfried August Bürgers Lenore (1773) sowie Der Bauer. An seinen durchlauchtigen Tyrannen (1773).
Lyrik der Klassik
Die Lyrik zeichnet sich durch den Rückgriff auf antike Genres und Metren (Hymne, Elegie, Ode und Lehrgedicht) aus. Diese strengen Formen ermöglichen die Darstellung des Schönen, Guten und Wahren. Wichtig ist dabei die Übereinstimmung von Inhalt und Form. Verbreitet ist die Gedankenlyrik, durch die an einem konkreten Gegenstand allgemeine, weltanschauliche und ästhetische Reflexionen vermittelt werden. Wichtigster Repräsentant neben Goethe und Schiller ist Friedrich Hölderlin (1770-1843). Bedeutend ist zeitweise auch die Ballade, in der sich nach Goethe alle drei Gattungen, Lyrik, Epik und Dramatik, verbinden (»Ur-Ei« der Dichtung).
Lyrik der Romantik
Die Lyrik der Romantik ist kunstvoll, liedhaft und am Volkslied orientiert. Novalis' Hymnen lassen die Versformen vermissen und erinnern eher an die Prosa. Die Lyrik der Romantik zeichnet sich durch Volkstümlichkeit und Liedhaftigkeit, Schlichtheit, sprachliche Musikalität sowie stereotyp wiederkehrende Naturbilder wie Mond, Wald, Sterne etc. aus. Wichtige Motive sind auch die Sehnsucht nach der Ferne, Wandern, Einsamkeit, Nacht. Ein typisches romantisches Stilmittel ist die Synästhesie, die die Grenzen zwischen verschiedenen Sinneseindrücken verschmelzen lässt.
Lyrik des Biedermeier
Die Lyrik zeichnet sich durch die Neigung zum Epischen aus. Die Ballade, die Verserzählung und die Idylle genießen eine bevorzugte Stellung. Die Biedermeier-Lyrik ist gekennzeichnet durch eine melancholisch-resignative Grundstimmung. Im Mittelpunkt stehen Themen wie das Glück in der Familie, der Rückzug ins Private und Heimat.
Lyrik des Vormärz und des Jungen Deutschlands
Bevorzugt werden politisch-satirische Gedichte mit zeitkritischem Inhalt. Allerdings findet der Gebrauch der Lyrik zur kritischen Darstellung der aktuellen politischen Realität, wie er beispielsweise in den Gedichten Heines, Herweghs, Fallerslebens etc. begegnet, nicht bei allen Autoren Zustimmung.
Lyrik des Realismus
In Gedichten des Realismus wird eine poetische Welt als Spiegel der Realität dargestellt. Diese wird distanziert und objektiv gezeigt. Unwichtiges bzw. Nebensächliches wird weggelassen. Als Musterbeispiel für das realistische Dinggedicht gilt Der römische Brunnen (1869) von Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898), das den Weg des sprudelnden Wassers nachvollzieht, und zwar ohne explizite Deutung oder Beteiligung eines lyrischen Ichs.
Auch Balladen sind in der Lyrik des Realismus vertreten. Im Mittelpunkt steht dabei in der Regel der Einzelne im spannungsreichen Verhältnis zur Welt (Natur, Gesellschaft, Technik). Ein bekanntes Beispiel dafür ist Theodor Fontanes John Maynard (1886).
Lyrik des Naturalismus
Die naturalistische Lyrik ist sozialkritisch ausgerichtet. Es entsteht eine Großstadtlyrik, die sich sozialen Themen zuwendet. Mit den traditionellen Formen wird gebrochen. Die naturalistische Lyrik verzichtet auf strukturierende Elemente wie Strophe, Metrik und Reim. Typisch für Arno Holz, den bedeutendsten Lyriker des Naturalismus, sind außerdem mittelachsenzentrierte Verse.
Lyrik der Jahrhundertwende (Fin de siècle)
Besonderer Beliebtheit erfreut sich die Lyrik. Gedichte ermöglichen die Darstellung subjektiver Befindlichkeiten. Besonders in symbolistischen und impressionistischen Gedichten wird die subjektive Stimmungslage eingefangen und symbolhaft veranschaulicht.
Die Lyrik der Décadence zeigt eine Vorliebe für künstliche Verfeinerung mit dem Hang zum Morbiden. Sie verwendet gern Verfalls- und Untergangsmotive. Synästhesien, musikalischer Charakter der Sprache und Farb- und Lautsymbolik sind kennzeichnend für symbolistische Dichtung. Jugendstil-Gedichte verwenden Sprache als Ornament um ihrer selbst willen und schließen manchmal auch ästhetisierend das leicht Erotische mit ein.
Bedeutende Lyriker sind Rainer Maria Rilke (z. B. Der Panther, 1903), Hugo von Hofmannsthal (z. B. Die Beiden, 1896) und Stefan George (z. B. Komm in den totgesagten Park und schau, 1897).
Lyrik des Expressionismus
Die bevorzugte Gattung ist die Lyrik. Als Meilenstein der expressionistischen Lyrik gilt die von Kurt Pinthus (1886-1975) herausgegebene Anthologie Menschheitsdämmerung (1919/20). Titel und Kapitelüberschriften (»Sturz und Schrei«, »Erweckung des Herzens«, »Aufruf und Empörung« und »Liebe den Menschen«) spiegeln das Lebensgefühl der Expressionisten wider. Bevorzugt werden die Großstadtlyrik, Kriegslyrik und Naturlyrik.
Insbesondere in der Lyrik findet man einen kühnen Umgang mit der Sprache: Ellipsen bis hin zu Wortfetzen, viele Interjektionen und Ausrufezeichen (»O Mensch!«), gewagte Neologismen, Auflösung der Syntax, eine extreme Sprachverknappung, die die Intensivierung, die rauschhafte Steigerung des Erlebens sprachlich abbilden soll. Häufig werden Strophenform, Reim, Metrum, also alles Harmonische und Regelmäßige der traditionellen Lyrik, aufgegeben.
Beliebt ist auch der Reihungs- oder Simultanstil, die zusammenhangslose Aneinanderreihung von Wahrnehmungen oder Metaphern, die einerseits die Vielzahl und Zusammenhangslosigkeit der äußeren Eindrücke, die Erfahrung der enormen Tempobeschleunigung in der Großstadt oder im Krieg und andererseits die Unfähigkeit, diese Reize sinnvoll zu verarbeiten, literarisch abbildet. Das ordnende und strukturierende Subjekt löst sich auf (Ich-Dissoziation).
Lyrik der Neuen Sachlichkeit
Die Lyrik spielt eine geringere Rolle. Beliebt ist die sogenannte Gebrauchslyrik, die in schmuckloser Sprache und klassischen Formen (Strophe, Metrum, Reim) einfache, gegenwartsbezogene Inhalte transportiert.
Beispiele: Bertolt Brecht, Hauspostille, 1927; Erich Kästner, Doktor Kästners lyrische Hausapotheke, 1936.
Lyrik der Inneren Emigration
Mit der Naturlyrik halten sich die Autoren der Inneren Emigration betont von der politischen Aktualität des Dritten Reiches fern. Allerdings wird sie auch als antifaschistische Literatur eingesetzt. In ihr drücken die Autoren ihre Botschaften gegen das Regime in verschlüsselter Form aus.
Lyrik der Exilliteratur
Bei den Exilgedichten treten alle traditionellen und modernen Formen auf. Dabei bevorzugen die formal progressiven Autoren freie Verse. Ästhetisch ist die Exillyrik uneinheitlich, thematisch jedoch relativ einheitlich. Das Leben in der Fremde wird darin in unterschiedlichen Variationen und Facetten aufgegriffen. Die schmerzliche Erfahrung des Exils und die kulturelle Isolation nehmen breiten Raum ein.
Lyrik der Nachkriegsliteratur
Den unvorstellbaren Grausamkeiten des Nationalsozialismus stehen Intellektuelle nach dem Zweiten Weltkrieg hilflos gegenüber. Intensiv diskutiert wird das Diktum: »nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch«, von Theodor W. Adorno (1903-1969). Adornos Feststellung stellt keine generelle Absage an die Lyrik dar, sondern nur an die »schöne« Lyrik. Neben der schmucklosen, unpathetischen, einfachen Trümmerlyrik (z. B. Günter Eichs Inventur von 1948) und der hermetischen Lyrik entsteht politische Lyrik, die sich konkret mit der Gegenwart und unmittelbaren Vergangenheit auseinandersetzt (Schuld, Leiderfahrung). Vertreten ist auch die naturmagische Lyrik, die den historisch- gesellschaftlichen Kontext ignoriert und in Eskapismus (Flucht in die oft rätselhafte, das menschliche Dasein zugleich bedrohende und erfüllende Welt) endet.
Lyrik der Bundesrepublik Deutschland, Österreichs und der Schweiz
Die Absolute Dichtung ist eine wichtige Ausprägungsform der Lyrik der 1950er Jahre, vertreten etwa durch Gottfried Benn (1886-1956). Es handelt sich um Gedichte ohne konkreten Realitätsbezug. Gegen Ende der 1950er Jahre zeichnet sich eine Form der Lyrik ab, die sich politischen Themen zuwendet. Dazu zählen beispielsweise die Gedichte von Hans Magnus Enzensberger (geb. 1929).
Im Zuge der Politisierung der Literatur in den 1960er Jahren entstehen zahlreiche Gedichte, die sich inhaltlich mit dem aktuellen politischen Geschehen befassen.
Charakteristisch für die Lyrik der 1970er Jahre ist eine deutliche Hervorhebung des Ichs und dessen subjektive Wahrnehmung der alltäglichen Begebenheiten. Um den unmittelbaren Zugriff auf die alltägliche Lebenswelt zu erreichen, versuchen die Lyriker sich von traditionellen Symbolen, Metaphern und sonstigen überkommenen lyrischen Mitteln zu befreien.
Lyrik der DDR
Die Lyrik ist durch Vielfalt gekennzeichnet. Sie trägt im Gegensatz zur Prosa keinen einheitlichen sozialistischen Grundton. Insbesondere Liedtexte eignen sich dazu, Kritik an der SED-Diktatur gezielt zu transportieren.
Lyrik der Gegenwartsliteratur
In modernen Gedichten wird häufig mit der Sprache experimentiert. Die Gegenwartslyrik bietet eine große Vielfalt an Formen, Stoffen, Themen und Stilen. Liebes- und Naturgedichte kommen ebenso vor wie politische Gedichte. Auffällig ist der Verzicht auf formale Vorgaben wie Reim, Strophenform und Metrum.
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